Wallfahrtskirche St. Wolfgang ob Grades

Die Wallfahrtskirche St. Wolfgang ob Grades – mit der noch sehr gut erhaltenen Wehranlage – ist kunsthistorisch eine der bedeutendsten Kirchenburgen der Spätgotik in Österreich. Das auch deshalb, weil sowohl der Bau an sich als auch die Innenausstattung in den späteren Epochen kaum verändert wurden. Der Hauptaltar, als Flügelaltar ausgeführt, ist nach dem Meisterwerk von St. Wolfgang in Oberösterreich und dem Altar in Kefermarkt mit der bedeutendste seiner Art in Österreich – und damit einmalig in Kärnten. In ihrer Gesamtheit ist die Kirche ein Musterbeispiel der Spätgotik für jeden kunsthistorisch Interessierten und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Südansicht

Kirchenbesichtigungen

Kirchenbesichtigungen (Freitag – Sonntag gegen Voranmeldung)

Fr. Elfriede Klasen0680 / 244 57 97
Pfarramt Grades, Marktplatz 1004267 / 258

Baugeschichte und geschichtlicher Hintergrund

Die Grundsteinlegung für den Bau der Kirche erfolgte im Sommer des Jahres 1453 im Auftrag des Gurker Bischof Johannes V. (Schallermann 1433 – 1453), unter dem Pfleger (Verwalter) Andreas von Grades.  Vollendet wurde der Bau, nach 21 Jahren Bauzeit, unter Bischof Lorenz III. (Edler von Freiberg 1472 – 1487) im Jahre 1474. Bereits im Jahr der Fertigstellung kam es zu einem Brand und die Wiederherstellung dauerte danach bis 1512.

Wenn man vor diesem mächtigen, hochaufstrebenden Bau steht, stellt man sich die Frage: „Warum wurde diese imposante Kirche gerade in Grades gebaut?“

Dazu muss man wissen, dass es bereits seit 1173 eine Burganlage der Gurker Bischöfe in Grades gibt – heute „Schloss Grades“. Der Munizipalmarkt (Gemeinde/Kommune) war um das Jahr 1450 noch eine arme Filiale der Pfarre und Dechantei Metnitz ohne Pfründengüter. Laut einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1404 (Urbarium episcopus gurcensis) waren die Bürger des Marktes Grades zu verschiedenen Frondiensten beim bischöflichen Schloss verpflichtet worden. Befestigungsarbeiten, Reparaturen am Schloss und der Schlossbrücke und – im Falle einer Bedrohung der Burg – zu deren Bewachung und Verteidigung Männer zu stellen (Burgwacht). Um die Bürger bei dieser Burghut williger zu halten, und auch als Beistand gegen die unbotmäßigen „Herren von Metnitz“ könnte den Bischof zum Bau der Kirche bewogen haben. Diese wurde von ihm noch mit besonderen Gaben und Gnaden ausgestattet um recht viele opferfreudige Pilger zur Kirche des Hlg. Wolfgang anzuziehen.

Der Heilige Wolfgang soll sich der Legende nach bei einer seiner Alpendurchquerungen im Jahre 977 auch in Grades aufgehalten haben.

Bischof Johannes erwirkte – über die Vermittlung des Kaiser Friedrich III. (1439 – 1493) und dieser wiederum über den Bischof Friedrich von Regensburg – vom Abt des Benediktinerklosters St. Emmeran, wo der Heilige begraben ist, eine Reliquie des Hlg. Wolfgang. Ein Stück des Unterarmknochens wurde ausgefolgt und in einer silbernen Kapsel in Form einer Hand geborgen. Die Reliquie wird heute noch bei der „großen Kirchweih“ im Juli und am Patroziniumsfest am 31. Oktober verehrt und den Gläubigen zum Kuss angeboten.

Bereits 1459 verlieh Papst Pius II.  der Wallfahrtskirche St. Wolfgang ob Grades einen Ablassbrief. Und so wurde die Wallfahrtskirche St. Wolfgang ob Grades bald eine beliebte und berühmte Gnadenstätte.

In einem Visitationsbericht von 1585 heißt es unter anderem:

… die Kirche St. Wolfgang wird öfter im Jahr von Wallfahrern besucht und dabei strömt eine ungeheure Volksmenge zusammen. Dagegen ist die Pfarrkirche Sankt Andrä bitter arm …

Die geschichtlich bekannteste Pilgerin war „Ihre herzogliche Durchlaucht, Catharina zu Sachsen, Dieringen und Meihsen, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg“. Sie erkrankte 1510 auf der Heimreise von Görz in Kärnten 14 Tage lang schwer an Fieber und die Ärzte konnten ihr nicht helfen. Da versprach sie eine Wallfahrt zum Heiligen Wolfgang nach Grades, mit zehn lebendigen Opfern, zehn Pfund Wachskerzen, einem gesungenen Amte und etlichen heiligen Messen. Durch die Fürbitte des Heiligen wurde sie gesund.

Außenbau

Groß und stattlich, hoch aufragend und schlank mit einer Mauer bewehrt, steht St. Wolfgang einer Festung gleich auf einem Felsplateau, südlich über den Markt Grades. Nicht umsonst heißt es in einer Beschreibung „Diese Kirche ist unbestritten die schönere Tochter einer schönen Mutter“ (Pfarrkirche St. Andrä) – St. Wolfgang ist viel jünger als die Pfarrkirche.

Wahrscheinlich auf Grund der Türkeneinfälle während der Bauzeit in Kärnten (1473 und 1476), wurde die Kirche mit einer mächtigen Wehrmauer umgeben. Diese diente nicht dem Schutz der Bürger wie man annehmen könnte, diese flüchteten zu ihrem Schutz ja in das nahe Schloss (Burg) Grades (wie es im Jahre 1478 der Fall war), sondern sie diente allein dem Schutz der Kirche selbst. Das ersieht man schon daran, dass im Kirchhof kein Wasser war und viel zu wenig Platz für die Menschen und Tiere gewesen wäre.

Die bis zu 9 Meter hohe und bis zu 75 cm dicke Wehrmauer umschließt einen Kirchhof von 60 Meter Länge und 30 Meter Breite und war mit einem hölzernen Wehrgang ausgestattet. Auf der Südseite werden die beiden Enden des Bering (Wehrmauer) auf 2 Meter Abstand herangeführt und durch einen quergestellten Torbogen miteinander verbunden, der daher in einem einspringenden Winkel der Mauerführung liegt. Wer sich dem Tor in feindlicher Absicht näherte, war somit auch dem seitlichen Beschuss ausgesetzt. Eine Schlüsselscharte der seitlichen Mauer ist direkt auf das Tor gerichtet. Die Abmessungen der Schartennischen überschreiten 1m und der Durchmesser der kreisrunden Ausschussöffnung beträgt 27 cm. Das lässt darauf schließen, dass diese Schießscharten auch für kleine Geschütze, sogenannte „Feldschlangen“ ausgelegt waren. Da man anscheinend keine Geschütze zur Verfügung hatte, wurden die Öffnungen später wieder verkleinert, um die Verteidiger mit ihren Handfeuerwaffen besser zu schützen.

Haupttor in der südl. Wehrmauer
Schlüsselscharte

Der Torflügel des Haupttors ist noch erhalten. Aus schweren Balken gezimmert, auf die sieben starke Bretter genagelt sind. An der Außenseite mit Eisenplatten und Eisenschienen beschlagenen und mit zwei schlüsselförmigen Schießlöchern versehen. Die Torsäule endet in Zapfen, welche sich oben in einem Loch des überragenden Balkens und unten in einer Holzpfanne drehen. Verschlossen werden konnte das Tor mit einem Riegel- und einem Klemmbalken. Über dem Torbogen ist ein Torwärterhäuschen aufgesetzt. Die Innenwand liegt auf einem Kragstein auf, um den Raum etwas zu vergrößern. Auch außen springt die Wand auf einem vorgeschobenen flachen Bogen vor. Hier befindet sich ein heute zugemauertes „Gußloch“ zur Verteidigung des Tores. Das Häuschen ist von der Kirchhofseite durch eine steinumrahmte Tür zugänglich, zu der eine hölzerne Treppe führte. Ein rechteckiges Fenster öffnet sich in der Innenwand über einem Entlastungsbogen.

Innenansicht des Haupttores mit Torwärterhäuschen

Um nicht für jeden Pilger das schwere Haupttor öffnen zu müssen, befindet sich im Osten der Mauer, dem Markt zu, eine kleine Pforte. Der ebenfalls mit Eisenplatten beschlagene Türflügel wurde mit einem Riegelbalken verschlossen. An der Außenseite über der Pforte sind noch Reste eins Freskos auf einer Putzfläche vorhanden.

In der SO Ecke ist eine „Priesterkate“ in die Wehranlage integriert. Die steinumrahmten kleinen gotischen Fenster sind im neu renovierten Gebäude noch vorhanden. Die von der Siedlung abseits gelegene Kirche hatte von Anfang an einer Behausung für den Geistlichen bedurft.

Der Bering zeigt in seiner guten Erhaltung so manches was vom Üblichen abweicht.

Der gotische Kirchenbau mit einer Länge von 36m und einer Breite von 10,6 m zählt zu den schönsten spätmittelalterlichen Kirchenbauten Kärntens, er wird von seinen Bewunderern nicht umsonst auch als Kathedrale des Metnitztales bezeichnet.

Der Grundriss zeigt ein rechteckiges, einschiffiges, dreijochiges Langhaus mit einem Netzgratgewölbe und je einem hohen Fenster vor dem Triumphbogen auf der Nord- und der Südseite. In die Südmauer sind noch zwei weitere, kleinere Fenster eingelassen.  Der zweijochige, netzrippengewölbte Chor ist eingezogen und schließt im Osten mit einem 5/8 Schluss. Er ist nur wenig kürzer als das Langhaus.

Der Chor ist mit drei Fenstern in der Apsis und drei weiteren Fenstern in der Südwand ausgestattet. Das Kirchenschiff hat jeweils an der Nord-, der West- und Südseite ein Eingangsportal. Die westlichen Strebepfeiler sind übereck gestellt. An der Stirnwand ist eine 3-achsige Empore mit einem Sternrippengewölbe eingezogen. An der Nordseite des Chores ist eine zweiräumige Sakristei, ebenfalls mit einem Sternrippengewölbe, angebaut. Der quadratische Turm ist dem Langhaus an der Westseite vorgestellt. Das Sternrippengewölbe der Turmhalle hat an der Süd- und Nordseite einen Durchgang in den Kirchhof. An der Westseite ist ein Fenster eingelassen. An der Nordseite in der Nische zwischen Turm und Strebepfeiler ist ein Treppenturm mit einer Wendeltreppe angebaut. Die Treppe hat ihren Zugang im Langhaus unter der Empore.

Der Bau ist als Quadersteinbau errichtet. Die Gewölbe des Langhauses und des Chors werden von 4-fach getreppten Strebepfeilern getragen. Diese Pfeiler sind im 3 Abschnitt mit Blendfeldern geschmückt. Jeweils drei der Blendfelder auf der Nord- und Südseite sind zusätzlich mit Tierreliefs ausgestattet. Ein weiteres Tierrelief befindet sich jeweils in gleicher Höhe auf den Außenkanten des Turmes, sowie etwas höher auf dessen Westseite.

Ein umlaufendes Kaffgesims teilt die hohe Fassade.

Das Satteldach des Langhauses und der Chor sind mit Holzschindeln gedeckt.

Die 4-fach getreppten und übereck gestellten Pfeiler

Der 5-geschossige Turm ist an der Westseite vorgestellt und in den Bering eingebunden. Dass die Mauern des Bering nur stumpf an die Mauern des Turmes anstoßen und nicht in das Mauerwerk des Turmes integriert sind, lässt darauf schließen, dass der Bering erst später wärend des Baues mit errichtet wurde. Die Turmhalle mit ihrem Sternrippengewölbe über Konsolen ist nach Süden und Norden durch Spitzbögen geöffnet. Hier befindet sich auch das große Westportal, welches als Zugang bei feierlichen Anlässen und Prozessionen dient. Es ist schulterbogig, reich profiliert und mit kielbogig schließendem Gewände ausgeführt. Der rahmende Bogen ist mit Krabben und Kreuzblume geschmückt. Im Tympanon befindet sich Blendmaßwerk. Die westliche Mauer ist durch ein Maßwerknasenfenster durchbrochen, gesichert durch mit Ringen verbundenen Eisenstangen. Rechts vom Portal befindet sich ein steinernes Weihwasserbecken mit der Jahreszahl 1765 bezeichnet.

In den Geschossen des Turmes sind verstäbte Fenster eingelassen. Die Fenster des Glockengeschoßes sind als zweigeteilte, mehrfach profilierte Spitzbogenfenster mit Maßwerk ausgeführt.

Der ursprüngliche Pyramidenhelm als Dach, wie er für himmelstrebende gotische Kirchen typisch war, wurde 1766 durch einen barocken Zwiebelhelm ersetzt. Dieser brannte im Juli 1949 mit dem Dach des Langhauses und des Chores ab und wurde durch das heutige steile, mit Holzschindeln gedeckte Pyramidendach ersetzt.

Das Südportal am Langhaus wird als Haupteingang genutzt und ist dem Westportal sehr ähnlich, doch schlichter ausgeführt. Auch hier finden wir ein steinernes Weihwasserbecken mit einem Wappen geschmückt und links vom Portal einen steinernen Opfertisch.

Im Tympanon des nordseitigen Kragsteinportal ist der aus einem Sarkophag auferstehende Christus dargestellt. Dieses Werk stammt vom selben Meister wie die Kanzel im Inneren der Kirche.

Innenbau

Das Langhaus ist dreijochig, sehr weiträumig, 17 Meter hoch und hell. Das Gewölbe im Schiff ist als Tonnengewölbe mit Stichkappen ausgeführt. Anstelle der Steinrippen wurden die Netzrippen nur aufgemalt. Wahrscheinlich wurde diese kostengünstigere Variante bei der Wiederherstellung nach dem Brand im Jahre 1474 gewählt.

Die polygonalen Dienste des Kirchenschiffs sind mit Baldachinnischen ausgestattet in denen ursprünglich Statuen gestanden sind. Diese sind aber seit Menschengedenken verloren. In den 17 aufgemalten Vierpässen sind Halbfiguren von Heiligen mit ihren Attributen dargestellt. Die Gewölbeflächen sind reich mit Ranken und Blüten bemalt. Bemerkenswert sind die in den Blüten und Ranken abgebildeten Tiere und Menschen (z.B.: 2 Türken, Einhorn, Wolf, Bär, Hirsch, Libelle, usw.)

Einhorn in der mittleren Blüte
Türke mit Peitsche und Türke mit Gewehr

An der Westseite tragen drei Arkadenbögen die gemauerte Empore. Auf den Schlusssteinen des von Konsolen getragenen Netzrippengewölbe sind die Symbole von verschiedenen Zünften und Wappen abgebildet. Einer ist mit der Jahreszahl 1523 bezeichnet. Die Steinerne Brüstung ist mit Blendrosetten geschmückt.

Empore

In der westlichen Stirnwand des Langhauses, nördlich unter der Empore befindet sich ein Spitzbogenportal als Eingang ins Treppentürmchen. Die steinerne Wendeltreppe führt zur Empore, dem „Läuterboden“ im Turm und weiter zum Dachboden des Langhauses.

Der gekehlte Triumphbogen mit Birnstab leitet in den zweijochigen, eingezogenen 15 Meter hohen Chor mit 5/8 Schluss über. Das Netzrippengewölbe von schlanken, kapitellosen Runddiensten getragen, ist ebenfalls reich mit Ranken und Blüten bemalt. Versteckte Figuren wie im Langhaus fehlen hier aber zur Gänze.

Die zweibahnigen, spitzbogigen, mit Maßwerk ausgestatteten Fenster sind bleiverglast. Nur bei den drei Ostfenstern im Chor ist das Maßwerk mit buntem Glas ausgefüllt.

Eine polychromierte, spitzbogige Sakramentsnische mit spätgotischem Gitter befindet sich in der Nordostecke der Apsis. Auf der gegenüberliegenden Seite findet man eine Lavabonische. Zwei weitere befinden sich in den Seitenwänden vor dem Triumphbogen. In der Nordwand führt eine steingefasste, schulterbogige Tür in die anschließende Sakristei.

Sakramentsnische

Der Fußboden im Langhaus und dem Chor besteht seit der Innenrenovierung (1967/68) aus Naturstein (Zederhauser Quarzit und Murtaler Bändermarmor) in Schachbrettmuster.

Bemerkenswert sind die vielen Steinmetzzeichen an den verschiedenen Bauteilen der Kirche. Da sich die gleichen Zeichen auch auf der Burg Straßburg finden, weiß man, dass auf beiden Baustellen die-selben Steinmetzwerkstätten gearbeitet haben.

Steinmetzzeichen

Innenausstattung

Beim Betreten des hohen und hellen Kirchenraumes wird der Blick unwillkürlich auf den, einer Monstranz in einem steinernen Tabernakel gleichendem, Altar geführt.

Gestiftet wurde der spätgotische Flügelaltar, zwischen 1519 und 1522 von Matthäus Lang, Fürstbischof von Gurk und Erzbischof von Salzburg. Sein Wappen findet sich auf der Predella.

Am oberen Rand des Schreines teilen zarte Schleierbrettchen mit kielförmigen Bögen in drei Teile, sodass die Schnitzstatuen des Hlg. Laurentius (links) und des Hlg. Stephanus (rechts) von dem in der Mitte thronenden Hlg. Wolfgang, effektvoll abgehoben werden. Diese Schreinstatuen stammen von einem unbekannten Künstler am Ende des späten 15. Jhdt.

Maria Verkündigung
Christi Geburt
Marias Tod
Marias Krönung im Himmel

Die vier Reliefbilder: die Verkündigung, die Geburt Christi, sowie Tod und Krönung Marias darstellend, als auch die 6 Statuen im Gesprenge (Schmerzensmann, Hlg. Barbara, Hlg. Katharina, Hlg. Sebastian, Hlg. Rochus und Hlg. Christophorus) werden der jüngeren Villacher Werkstatt zugeordnet.

Auf den Flügelaußenseiten und den Standflügeln wird auf je zwei gemalten Tafeln aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts die Leiden des Hlg. Emmeran und des Hlg. Dionysius, sowie auf vier weiteren Tafeln die Legende des Hl. Wolfgang dargestellt. Auf der Rückseite des Schreines sind die drei Heiligen Achatius, Georg und Florian von einem anderen Maler dargestellt.

Auch an der Predella sind neben dem Wappen noch weitere Darstellungen angebracht. Links heiliger Bischof und rechts heiliger Papst. Auf den Türflügeln befinden sich die Reliefs zweier Heiliger, links der Hlg. Dionysius. Der rechte Heilige ist auf Grund fehlender Attribute nicht identifizierbar.

Zu bemerken ist, dass in früheren Zeiten die Altarflügel geschlossen waren und nur an besonderen Feiertagen geöffnet wurden. Weiters ist bei der Krönung der Maria der Heilige Geist noch als Mann dargestellt. Diese Darstellungsweise wurde auf dem „Trientiner Konzil“ (1545 – 1653) verboten.

Vor dem Altar stehen links und rechts je ein barocker Engelleuchter aus der Zeit um 1730. Aus derselben Zeit stammt der Wandaltar an der nördlichen Chorwand. Das Altarblatt, die Kreuzigung Christi darstellend, wird von einem reich geschnitzten Rahmen mit den Arma Christi eingefasst. Gegenüber auf der südlichen Chorwand befindet sich der Tabernakel von 1740 auf einem schlichten Altar. Diesen Platz erhielt er erst bei der Innenrestaurierung (1967/68), weil er in den Schrein des Flügelaltares hineinragte und dadurch die Optik störte.

Auf der rechten Seite im Triumphbogen befindet sich die steinerne Kanzel. An ihrem Korb kielbogenförmige überdachte Reliefbilder der Heiligen Bischöfe Petrus, Ulrich, Wolfgang, Nikolaus und Erasmus. Die Kanzel stammt aus der Werkstätte desselben Steinmetzes, welcher auch die Portale geschaffen hat.

Vor dem Triumphbogen befindet sich links und rechts je ein barocker Seitenaltar bezeichnet mit 1742 bzw. 1751. Sie werden Balthasar Prandstätter zugeschrieben. Beide besitzen zu Seiten des Hauptbildes Pilaster, glatte Halbsäulen, blätterumrankte Schraubsäulen und davorstehende Statuen. Das Altarblatt links stellt Maria Immaculata dar, flankiert von den Statuen der Hlg. Katharina und der Hlg. Barbara. Im Aufsatz ein Ovalbild von Johannes dem Täufer und darüber das Auge Gottes. Im rechten Altarbild wird die Hlg. Margarethe dargestellt. An ihrer Seite stehen die Hlg. Agathe und die Hlg. Lucia. Im Aufsatzbild die Hlg. Apollonia, darüber das göttliche Lamm. Die beiden Altarbilder stammen von F. Fromiller.

Über dem nördlichen Eingangsportal ist eine große, geschnitzte Kreuzigungsgruppe (bez. 1685) mit Maria und Johannes angebracht. An der Muttergottes ist in den Augen anstelle der Iris nur ein Loch zu sehen. Man kann annehmen, dass sich darin früher Edelsteine befunden haben, welche entfernt wurden. Daneben die Konsolenstatue der Hlg. Notburga und auf der Südwand die des Hlg. Isidor. Unter der Empore die Statue des Hlg. Antonius von Padua (17. Jhdt.). Über dem Südportal ist ein ehemaliger Altaraufsatz mit einem großen Gemälde, die Verkündigung Mariens darstellend, angebracht (1. Viertel 17. Jhdt.). Die Herkunft ist nicht bekannt.

Sage zum Bau der St. Wolfgangskirche

Nacherzählung von +Dora Gärtner

Im Süden des Marktes Grades steht auf einem felsigen Hügel unter dem Waldrand die in der Türkenzeit stark befestigte Wallfahrtskirche St. Wolfgang.

Über ihre Entstehung berichtet die Sage folgendes:

Anstelle der Kirche soll früher eine heilbringende Quelle aus dem Berg gesprudelt haben. Nun kam einmal eine fromme aber kränkliche Prinzessin nach Grades und nahm in diesem Wasser täglich ein Bad. Sie wurde wieder gesund und beschloss, als Dank dafür an jener Stelle eine Kirche erbauen zu lassen. Sie stellte dafür aber einen so kurzen Termin, dass der Baumeister und seine Leute trotz allen Fleißes keine Möglichkeit sahen, das Werk zeitgerecht zu vollenden.
Als der Baumeister eines abends mit hängendem Kopf im Walde saß und darüber nachdachte, wie er den Bau doch noch schaffen könnte, erschien ihm der leibhaftige und fragte ihn nach dem Grund seiner Traurigkeit. Der Baumeister erzählte ihm seinen Kummer und der Teufel versprach ihm zu helfen, wenn das erste Wesen, das in die Kirche komme, ihm gehöre. Der Baumeister willigte ein und in der Nacht wimmelte es auf dem großen Kirchenbauplatz von unheimlichen Gestalten und als in Grades die Morgenglocken den neuen Tag verkündeten, waren die vielen Helfer aus der Hölle mit der Kirche fertig. Der Baumeister, die Arbeiter und die Marktbewohner staunten über dieses Wunder.

Den Baumeister aber quälte das Gewissen und er erzählte von seinem Pakt mit dem Teufel. Natürlich wollte nun niemand als erster die neue Kirche betreten. Nach langer Beratung fand man einen Ausweg. Damals schlichen im Metnitztal noch Wölfe durch die dunklen Wälder. Am Abend band man ein Schaf an das offene Kirchentor. Das jämmerliche Blöcken des Tieres lockte einen Wolf herbei, der das arme Schaf vom Stricke riss, es in die Kirche zog und dort ungestört fraß.

Der Satan, der auf einen Menschen gelauert hatte, sah sich betrogen und zerriss in seiner grausamen Wut den Wolf in tausend Stücke.
Bei seinem Verschwinden benutzte der geprellte Teufel nicht das offene Tor, sondern fuhr mit donnerähnlichem Krach oberhalb der Orgel durch die Wand ins Freie.

Bis heute gelang es nicht, jenes Loch zu vermauern. In der Nacht fällt der Mörtel immer wieder heraus.
Zum Gedenken an diese schrecklichen Ereignisse nannten die Gradeser ihre schöne Kirche die „Wolfgangkirche“.

Quellenverzeichnis

Dehio HandbuchDie Kunstdenkmäler Österreichs – KärntenAnton Schroll – Wien (1981)
Dr. Siegfried Hartwagner Österr. Kunstmonographie Band VIII: KärntenVerlag St. Peter Salzburg (1977)
Herbert Strutz     Verborgenes Kärnten       Carinthia Klagenfurt (1969)
Matthias Maierbrugger Heimliches Kärnten      Europäischer Verlag, Wien (1966)
Siegfried Obermeier  Kärnten – Ein Führer  Prestel Verlag München (1975)
Herbert Kaufmann  Kärnten Kirchen Kulturdenkmäler          Süd-West-Presse-Verlag
Wikipedia    Diverse Zugriffe zur Klärung spezieller Begriffe
Diverse Unterlagen (Handouts)der Ausbildung zum Kulturvermittler
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